Wenn man sich hinsetzt und sein eigenes Sci-Fi-Universum stricken will, dann gibt es die Frage, wie man mit der Existenz und Abwesenheit von außerirdischem Leben handhaben will. Man kann es natürlich handwedeln, und sich einfach dafür oder dagegen entscheiden. Eine andere Option: Sich derer bedienen, die sich bereits einmal ihren Kopf in dieser Sache zerbrochen haben.
Willkommen im Fermi - Paradoxon.
Enrico Fermi stellte Mitte des letzten Jahrhunderts die Frage, wenn es intelligentes Leben in unserer Galaxie gibt .. warum haben wir dann noch nichts von ihnen gehört? In der bestehenden Zeit hätten wir schon viele Male Kontakt zu ihnen haben können, denn bei Raumschiffen, die auch nur 1% der Lichtgeschwindigkeit schaffen, hätte man die gesamte Galaxie während ihrer Existenz schon mehrfach kolonisieren können.
Verschiedene Leute kamen zu verschiedenen Ergebnissen. Wähle oder würfle einen W20:
1 |
Berserker. Es
gab sie, und es existierte mindestens eine außerirdische
Zivilisation, die systematisch die Galaxie durchkämmte, um
Konkurrenz um wertvolle Welten und Sonnensysteme auszulöschen.
Sie machen dies vielleicht persönlich oder haben eine Spezies
intelligenter, sich selbst replizierender Roboter erschaffen.
Vielleicht schlafen diese jetzt, oder sie sind einfach nur noch
nicht hier. Für eine Kampagne bedeutet dies, das sie von jetzt auf gleich von einer optimistischeren Zukunft in eine dunklere, verzweifelte umkippen kann, bei der es um das Überleben der Menschheit geht. Vielleicht haben hier und dort (siehe "Dunkler Wald") einige Spezies überlebt, die man als Verbündete gewinnen kann - oder die einen verraten, um selbst zu überleben. Vielleicht ist das Ereignis auch schon sehr lange her, und in der Zwischenzeit haben sich neue Spezies entwickeln können.
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2 |
Blasenbildung.
Sie sind oder waren da. Durch
die unterschiedliche Verteilung für die Kolonialisierung
geeigneter Planeten, die Art der Reisemethode des interstellaren
Reisens, dem Untergang von Kolonien und astrophysikalischen
Grenzen und Ereignissen entstehen vielleicht nur Blasen einer
interstellaren Zivilisation mit einigen dutzend Lichtjahren durchmesser, und keine galaxieumspannenden
Imperien. In einem solchen Setting bilden Alienreichen klare, abgegrenzte Gebiete und sind vielleicht aus einem Ring aus Niemandsland-Welten ohne Wert und mit aufgegebenen Kolonien umgeben - von denen eine die ursprüngliche Heimatwelt sein könnte.
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3 |
Dunkler
Wald. Es gibt außerirdische
Zivilisationen, aber die Aliens verbergen sich, weil sie
Entdeckung fürchten. Diese Furcht ist entweder begründet (weil
es andere Spezies gibt, die sofort die Auslöschung der Spezies
betreiben würden, würden sie entdeckt) oder Ausdruck einer
kulturell bedingten Xenophobie. Für eine Kampagne im Dunklen Wald gilt: Es gibt keine freundlichen flauschigen Aliens. Jeder Erste Kontakt ist Spieltheorie hoch zehn. Alle verstecken sich, oder greifen gnadenlos unterlegene Spezies an. Alle sind misstrauisch.
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4 |
Einsteins
Grenzen. Es gibt sie. Nach
dem jetzigen Stand der Wissenschaft ist es nicht möglich, sich
schneller als mit Lichtgeschwindigkeit zu bewegen. Eventuell
werden so interstellare Kommunikation und Kolonisation unmöglich,
und machen aus wirtschaftlichen oder anderen Erwägungen keinen
Sinn für andere Spezies. Oder sie sind zu dem Schluss gekommen, dass
es zwar belastbare Theorien gibt, wie dies erreicht werden kann,
aber die Implementierung dieser Technologien massive Risiken für
eine Zivilisation oder das Universum in sich birgt - oder haben dies auf die harte Tour gelernt. |
5 |
Introversion.
Es gibt sie, aber die
anderen Alienzivilisationen verlassen ihre Sonnensysteme nicht.
Entweder behindern sie kulturelle, politische und religiöse
Gründe (wie eine wissenschaftsfeindliche Theokratie) oder sie
flüchten sich in virtuelle Welten, umsorgt von einer Heerschar
von Robotern. Zu Grunde liegt eine Gesetzmäßigkeit innerhalb intelligenten Lebens selbst, die (vielleicht) für Menschen nicht zutrifft. |
6 |
Schrottplatz.
Eine Zivilisation in den
Anfängen der Raumfahrt (so wie unsere) umgibt sich vielleicht
unweigerlich mit einer gigantischen Halde aus Weltraumschrott,
deren Durchquerung zunehmend gefährlich und unmöglich wird. Die Heimatplaneten werden von einer Schale aus mit mit mehreren tausend Kilometern pro Stunde dahinrasenden Schrauben, verlorenen Werkzeugen, alten Satelliten, Trümmerteilen verlorener Raumfahrzeuge eingesperrt. |
7 |
Selbstzerstörung.
Es gab oder gibt
außerirdische Zivilisationen, aber es scheint eine
Gesetzmäßigkeit zu sein, dass die Auslöschung dieser durch
technologische Entwicklungen wie Massenvernichtungswaffen und
Umweltzerstörung erfolgt. Vielleicht bilden die Erforschung von
Dingen wie Kernfusion, Antimaterie, Nanotechnologie, Schwarzer
Materie und Künstlichen Intelligenzen tödliche Risiken, die wir
jetzt noch nicht absehen können. Diese Prämisse passt vielleicht auch gut zu einer dystopischen Near-Future- oder Cyberpunk-Kampagne. |
8 |
Seltene
Erden. Keine außerirdischen
Zivilisationen und vielleicht auch kein außerirdisches Leben an
sich. Welten mit einer Kombination aus richtigem Alter und Klasse
des Sterns, richtigem Abstand zur Sonne, genügend Wasser,
stabilisierendem Mond, Strahlung und einem jupiterartigen
Planeten, der Asteroiden einfängt, sind vielleicht einfach zu
selten. In einer Kampagne mit solch seltenen Erden werden die meisten Kolonien entweder in lebensfeindlichen Höllen, auf luftleeren Planeten oder in künstlichen Habitaten errichtet werden. Vielleicht wird extensiv Terraforming betrieben, aber der Prozess ist sehr langwierig. Findet man eine tatsächlich erdähnliche Welt, ist dies vielleicht ein Sechser im Lotto, um den sich viele Mächte prügeln werden - oder das Werk einer anderen Spezies. Vielleicht gibt es auch extensiv Anpassungen von Menschen an verschiedene Arten von Umweltbedingungen. |
9 |
Seltene Technologie. Es
mag sie geben, aber durch die Abwesenheit von Rohstoffen wie Eisen
und spaltbaren Elementen sowie der Anwesenheit von bestimmten
kulturellen Gegebenheiten – wie autoritärer Herrschaftsform und
einer tiefen religiösen Anschauung – haben sich keine
Zivilisationen entwickelt, die nach den Sternen greifen. Diese Kulturen haben maximal die technologische Entwicklungsstufe von mittelalterlichen Feudalgesellschaften, die leicht von den Menschen unterworfen und von ihren Welten mit an sich guten Lebensbedingungen verdrängt werden könnten.
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10 |
Seltenes
Leben. Keine außerirdischen
Zivilisationen. Das Entstehen von Leben an sich ist vielleicht
einzigartig. Selbst wenn es solches gibt, ist der Weg vom
einzelligen Organismus zu einer komplexen, zu zivilisatorischen
Leistungen fähigen Lebensform sehr weit. Gute Welten für die Kolonisierung sind vielleicht häufiger anzutreffen, aber ansonsten gilt vielleicht auch das, was schon bei "Seltenen Erden" gesagt wurde. |
11 |
Sie
beobachten uns. Es gibt
sie. Sie studieren uns mit wissenschaftlicher Neugier, oder halten
uns für riskant und gefährlich. Sie halten Abstand, und/oder
haben für Menschen bisher unsichtbare Überwachungsmethoden.
Vielleicht isolieren sie uns von anderen Spezies, oder warten, bis
wir eine entsprechende technologische Entwicklungsstufe erreicht
haben, und uns dann entweder zu zerstören oder der Gemeinschaft
zivilisierter Wesen zu empfangen. Wenn wir tatsächlich die Sterne erreichen, sind ihre Absichten vielleicht genuin, oder sie benutzen uns als einen Bauern auf einem 4D-Schachbrett. |
12 |
Sie sind
aufgestiegen. Es hat sie
gegeben, aber sie sind in eine höhere, multidimensionale
Daseinsform aufgestiegen. Man findet nur noch ihre Ruinen und
einige Hinweise, oder Wesen, die den Sprung nicht geschafft oder
sich vom Aufstieg und den Technologien, die dahin führten,
abgewendet haben. Diese Wesen könnten von einigen Menschen als Götter verehrt werden, und/oder sie könnten einen chtuluiden Charakter haben. |
13 |
Sie waren schon da. Es gibt oder gab sie. Die Aliens haben uns in der Vergangenheit besucht und beeinflusst. Wir sind uns dessen nur nicht mehr bewusst, sondern haben ihre Natur und ihre Technologien in Relgion und Mythologie verklärt. Vielleicht haben sie uns auf einen bestimmten Weg bringen wollen, vielleicht hatten sie weniger edle Absichten. Vielleicht haben sie in solchen Momenten Menschen von der Erde auf andere Welten transferiert. Vielleicht gibt es Geheimgesellschaften, die sich mit ihnen beschäftigen, für oder gegen sie arbeiten. Oder sie wahren nie weg. Oder ihre Zivilisation nahm vor kurzem ein Ende. |
14 |
Sommerschlaf.
Sie sind noch da … auf
eine bestimmte Weise. Hochentwickelte Zivilisiationen benötigen
viel Energie, und diese ist endlich; dadurch könnte es sein, dass
sich hochentwickelte Zivilisationen in eine Art „Schlaf“
versetzen, bis das Universum genügend abgekühlt ist (was durch
dessen fortlaufende Ausdehnung geschieht). Sie werden aufwachen,
wenn dieser Zeitpunkt irgendwann erreicht ist – oder sie jemand
aufweckt, was sie vielleicht ernsthaft verstimmt. |
15 |
Tödliche Sterne. Die Chancen auf Auslöschung durch Schwarze Löcher, Supernovae, Gammastrahlenausbrüche und Meteoriteneinschläge ist einfach zu hoch. Es wird vielleicht viele Welten geben, auf denen es einmal Leben gab, und dies vielleicht wieder möglich ist, auf einigen wird man Ruinen ausgestorbener Zivilisationen finden. |
17 |
Wir leben in einer Simulation. Es gibt höchstwahrscheinlich Aliens, denn die haben uns ja in diese Matrix gesteckt. Sie tun dies, um uns zu erforschen, unsere Reaktion auf bestimmte Ereignisse zu testen (wie den Ersten Kontakt, freundlich oder weniger so). Vielleicht gibt es "Fehler in der Matrix", die aufmerksame Spieler entdecken können, oder vielleicht gibt es zwischen den Systemadministratoren verschiedene Fraktionen, die die Charaktere irgendwann erkennen würden. Vielleicht sind es Menschen, die andere Menschen in diese virtuelle Welt stecken, um eine bestimmte Frage zu beantworten. (Eher der Vollständigkeit hier drin. Ich habe eher negative Reaktionen auf Kampagnen erlebt, in denen die Welt selbst nur eine Illusion ist.) |
18 |
Wir sind
die Aliens. An irgendeinem
Punkt von der Entwicklung vom Einzeller zum denkenden Hominiden
wurden wir auf die Erde gebracht, entweder im Rahmen der
Panspermie oder durch gezielte Eingriffe einer älteren Spezies. In einem solchen Setting kommt es wahrscheinlich zu einem Haufen an konvergenter Evolution, und vielleicht gibt es menschliche Zivilisationen auf vielen anderen Welten. Wenn es kein reiner Zufall war, und Vorläufer des heutigen Menschen auf der Erde gezielt durch eine ältere Spezies dort ausgesetzt wurden, dann besteht natürlcih die Frage, warum das geschehen ist. |
19 |
Wir sind die Ersten. Es
gibt vielleicht auch andere intelligente Lebensformen, aber wir
sind die ersten, die bereits so weit sind. Alle anderen, möglichen
außerirdischen Zivilisationen haben eine sehr viel niedrigere
technologische Entwicklungsstufe. Vielleicht gelten hier die selben Bedingungen wie in "Seltene Technologie". Vielleicht haben wir alle oder einige andere Arten von empfindungsfähigen und vernunftbegabten Wesen erschaffen - als Künstliche Intelligenzen oder durch Uplifts von Tieren der alten Erde. |
20 |
Wir
Verstehen Sie Nicht. Sie
sind da, und versuchen mit uns zu kommunizieren – doch wir
verstehen sie nicht, überhören und übersehen ihre Signale und Aktivitäten, oder
missdeuten sie. Es existieren vielleicht umfangreiche Sternenreiche, die sich vielleicht an eine Art "Erster Direktive halten. Vielleicht verwenden sie Technologien, die wir nicht erkennen können oder die der Tarnung dienen. Oder sie benutzen schlichtweg andere Formen der Kommunikation, die wir nicht so leicht entschlüsseln oder erlernen können. |
Zusätzlich dazu kann man natürlich festlegen, dass mehrere Fälle zutreffend sind, und/oder das verschiedene Gruppen und Zivilisationen im Spiel unterschiedliche Annahmen für wahr erachten (und sich teilweise oder ganz irren) und so mehrere Ebenen an Geheimnissen des Universums erschaffen, die eine furchtlose Gruppe von Forschern enthüllen kann.
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